Flying Dutchman

Mould King MOU-13138

Die Flying Dutchman verbreitete in „Fluch der Karibik“ Angst und Schrecken. Ob sie das auch als Bauset aus Klemmbausteinen von Mould King macht, sagen wir Dir im Test!

Schreckliche Schönheit

Schreckliche Schönheit!

Was habe ich mich auf dieses Schiff gefreut! Denn sind wir doch mal ehrlich: Sieht es nicht genial aus?! Und hier nehme ich auch gleich eins vorweg: Ja! Es sieht fantastisch aus! Die Flying Dutchman steht in ihrer ganzen Pracht auf einem Regal über meinem Sofa und ich bin froh, dass ich sie gekauft habe!

Aber so schön wie dieses Schmuckstück aussieht, so schrecklich habe ich den Bau empfunden. War ich zu empfindlich? Vielleicht. War ich zu streng? Vielleicht. Habe ich mich einfach nur angestellt? Neeeee! 🙂

Warum ich, soviel sei gespoilert, trotzdem am Ende eine Kaufempfehlung aussprechen werde, erfahrt Ihr im Test!

Das Wichtigste

Hersteller: Mould King

Anzahl Teile: 3653

Preis: 159,95

Fliegende Planken!

Pro Tipp, oder schlecht geplant?

Mein bester Freund und „Klemm-Kumpel“ aus Kindheitstagen, hatte die Flying Dutchman vor mir gekauft und gebaut. Zuvor hatte er noch an der „Nave Nostro“ von Bluebrixx geklemmt und genoppt. Abwechslung musste her, also wurde bei der Dutchman angeheuert. Ob es jetzt an eben dieser Abwechslung lag, dass er den Bau als deutlich positiver empfand als ich, kann ich nicht sagen, aber nach dem Bau war er begeistert und wartete mit dem ein oder anderen Tipp auf.

Einer davon war der Sockel, bzw. Ständer, auf dem dieses „Monster“ steht. Ich solle ihn lieber als erstes bauen, obwohl er in der Anleitung erst am Schluss kommt. Das habe ich auch gemacht und kann diesen Tipp nur weiter geben, denn ist man einmal am bauen, ist man definitiv dankbar, wenn der Rumpf des Schiffs bereits fest versockelt ist. Im Übrigen kann ich hier auch nur wärmstens einen Drehteller beim Bau empfehlen, denn die Dutchman muss reichlich gedreht werden und bei der Größe kann das ganz schnell anstrengend werden.

Aber ist der Tipp wirklich ein Tipp oder haben wir hier schon den ersten Hinweis auf eine schlecht geplante Anleitung? Leider trifft Letzteres zu. Der Bau des Sets hinkt an vielen Stellen und frustriert. Das liegt zu 80% an der Anleitung! Aber warum?

Schon den Bau des Sockels so weit hinten anzusetzen, ist für den gesamten Bau ein großer Fehler. Und solche unlogischen Reihenfolgen, wiederholen sich auch bei zwei weiteren, wichtigen Elementen. Dazu später mehr.

Hinzu kommt, dass das Schiff natürlich fast nur aus braunen Teilen besteht. Manche dunkelbraun, manche hellbraun. Die dunkelbraunen Teile sind aber derart schlecht, selbst bei guten Licht, in der Anleitung zu erkennen, dass man ständig am abzählen ist, um zu erkennen, wo der eine Stein anfängt und der Andere aufhört. Auch die rote Makierung in der Anleitung, die neue Elemente zeigt, versinkt leider im dunklen Braun, wie Atreju in den Sümpfen der Traurigkeit.

Irgendwann hat man sich an diesen Umstand gewöhnt, doch auch gleich zu Beginn, beim Bau des Rumpfes, kommt es leider zu weiteren Frustmomenten. Wenn die Anleitung zu 80% an schlechten Erfahrungen schuld ist, wo kommen dann die restlichen 20% her? Die kommen zum Beispiel von Bauschritten, bei denen man größere Platten verbauen muss und diese dann an verschiedenen Enden einfach in der Luft hängen. Das wäre grundsätzlich nicht schlimm, müsse man nicht auf diese Platten weiter aufbauen und oft Teile festdrücken. So kann man leider, weil ja irgendwann die Platten tief verbaut sind, nirgend mehr gegendrücken und muss sich mit einer halbgaren Festigkeit zufrieden geben, die nicht an den Steinen liegt.

Die Steine sind nämlich von grandioser Qualität! Hier gab es absolut nichts zu meckern und die Klemmkraft befand sich bei mir sogar über LEGO©-Niveau. Auch die Farben waren super und es gab keine Abweichungen in der Färbung. Hatte ich einmal Steine in der falschen Farbe? Ja. War das schlimm? Nein. Sollte natürlich nicht passieren, aber ein Griff in den eigenen Vorrat hat alles geregelt.

Alle Steine waren ohne Kratzer, blank geputzt und ohne Gussfehler oder auffälligen Gusspunkten. So muss das sein!

Die Steine zu verbauen macht also großen Spaß, würde nicht ständig die Anleitung dazwischen funken. Schlimm genug, dass das dunkle Braun für Schwierigkeiten sorgt, verdeckt einem die Anleitung auch leider ab und zu die Sicht auf die Dinge und wirkt stellenweise recht unübersichtlich. Da muss man schon mal vor- und zurückblättern.

Und jetzt gibt es noch die letzten zwei Punkte, die mich am Bau fast zur Weißglut gebracht haben und deutlich zeigen, dass mit der Anleitung irgendwas schief gelaufen ist.

Laut dieser baut man nämlich Kanonen. Und das sind nicht wenige. Das sind sehr viele! Aber das ist auch gut so, denn die Dutchman soll ja wehrhaft sein. Baut man diese, wird unter dem Kanonenrohr ein 1×1 modified Plate angebracht. Dann rückt man aber davon ab und setzt den Bau über den Kanonen fort. Sie werden mit dem nächsten Deck und somit mit der nächsten Reihe an Kanonen überbaut. Das Schiff nimmt langsam immer mehr Form an und irgendwann ist man fast am Schluss angelangt.

Nun soll man aber Pflanzenteile unter die Kanonen (an die man nicht mehr rankommt, denn diese sind mit einem ganzen Deck überbaut) an die 1×1 Modified Plate anbringen. Das geht aber so schlecht und schwer, dass die Plate einfach abgeht, denn sie steckt ja nur an einer Noppe. Nun kommt man aber nicht mehr an den Ursprungsort der Plate, denn darüber liegt das Kanonenrohr und an die Kanone kommt man nicht mehr ran. Ich habe getobt!

Warum bringt man die Pflanzenteile nicht gleich beim Bau der Kanonen mit an?! Das wäre nur eine kleine Änderung in der Reihenfolge und hätte soviel Auswirkung auf den Bauspaß! So war ich, zum Ende hin, nur voller Frust und mein kleiner Sohn musste die Plates wieder anbringen, weil ich gar nicht mehr mit meinen Fingern unter die Kanonen kam. Das hat er selbst allerdings auch nur mit Hilsmitteln geschafft.

Selbiges, trauriges Spiel findet dann nochmals statt. Man baut die Masten. Und auch das sind nicht wenige. Sie sind toll gebaut, keine Frage, und verleihen dem Schiff die richtige Höhe und Größe. Dazu kommen zahlreiche Quermasten. Ist man damit fertig, soll man nun die Segel anbringen.

Das klingt natürlich logisch. Ohne Masten, keine Segel. Der Frust ist aber in dem Moment sofort wieder da, an dem man feststellt, dass man zum anbringen der Segel sämtliche Quermasten wieder abmachen muss! Und das ist tatsächlich ein ganz schönes Gefummel! Verklemmt und zugenoppt! Hätte man dann nicht das Anbringen der Segel in die Bauschritte für die Masten packen können? So baut man wieder ab und wieder dran. Teile fallen ab und man macht sie wieder dran.

Nachdem die Segel dran waren, schaute ich dennoch glücklich auf dieses wunderschöne Schiff. Aber Moment! Da fehlt doch noch was? Ach richtig! Die Leinen! An den Segeln sind noch Leinen über alle Masten gespannt. Dumm nur, dass Mould King hier nur drei lange Schnüre mitliefert und man nun, laut Anleitung, die benötigten Längen selbst ausmessen und zurechtschneiden soll, um sie dann um die Masten, die nicht soooo stabil sind, zu wickeln und teilweise festzuklemmen. Ihr werdet verstehen, dass ich die Schnüre dort gelassen habe, wo sie waren. Im Karton.

Bauspaß

Leider hält sich der Bauspaß in Grenzen. Das liegt aber gar nicht so richtig an den Steinen, oder am Modell, sondern in ganz vielen Momenten einfach an der Anleitung.

Der Bau selbst gestaltet sich nämlich relativ unspektakulär, macht auch oft Spaß und ist entspannt. Nur der Punkt mit den losen Platten ist etwas, was man hätte vermeiden können und wofür die Anleitung nichts kann.

Die frustrierenden Momente die aufkommen, sind fast ausschließlich auf die Anleitung zurückzuführen und überschatten den Bauspaß, der leider dafür mit zu wenigen Highlights auftrumpft.

 

Klemmraft

Hier gibt es nichts zu meckern! Alles ist verklemmt und zugenoppt, passt und hält!

Die Steine sind von hervorragender Qualität im Aussehen und in Klemmkraft und übersteigen bei Letzteren sogar, aus meiner Sicht, die von LEGO©. Ich hatte tatsächlich auch Mühe sie an der ein oder anderen Stellen wieder auseinander zu bekommen, wenn man sich mal verbaut hatte.

Auch Kratzer habe ich nicht gesehen und auch sonst gab es keine Fehler.

 

Anleitung

Ui, ui, ui. Ich bin wirklich Anderes und Besseres gewohnt. Und mich ärgert es sehr, dass die Anleitung das ganze Set in einem so schlechten Licht dastehen lässt, denn das Modell ist der Wahnsinn und gehört in jede Sammlung!

Die Anleitung ist in Bauschritten unterteilt und grundsätzlich auch von guter Druckqualität. Auf die groben Fehler bin ich oben im Text ausführlich eingegangen und durch diese, schlechten Darstellungen und unnötigen Patzern gestaltet sich der gesamte Aufbau leider umständlich und schwierig, obwohl das Modell einen richtig tollen und unterhaltsamen Aufbau verdient hätte.

 

Preis

Gigantisch, wie das Schiff! 3653 Teile für 159,95 €! Muss man mehr sagen? Für den Preis kann man nur zugreifen und hat lange Spaß dran. Gerade als Display-Modell eignet sich die Dutchman in jedem Regal und ist daher mit 0,04 Cent / Teil ein richtiges Schnäppchen!

So widersprüchlich das klingen mag, aber ich möchte nochmal betonen, dass sich dieses Set lohnt. Auch wenn die Anleitung in die Tiefen der See gehört, die Dutchman gehört definitiv für den Preis ins Regal!

 

Fazit

Fazit

Fazit

Ist die Flying Dutchman ein schlechtes Set? Nein! Es ist grundsätzlich nicht schwierig zu bauen, sieht am Schluss wunderschön aus und der Preis für die Anzahl der Teile ist der Hammer, zudem die Teile sehr hochwertig sind.

Das Set krankt an seiner schlechten Anleitung. Es gibt keine außergewöhnlichen Bauschritte, die Super Spaß machen und auffallen oder im Gedächtnis bleiben. Stattdessen prägen sich aber die, durch die Anleitung verursachten, Frustmomente ein und überschatten den Bau, obwohl dieser sonst nahezu problemlos läuft.

Und obwohl man das Set mit einem absolut grausamen Bauschritt, dem zurechtschneiden von Seilen, beendet, bleibt am Ende ein wunderschönes, gigantisches Schiff. Die Flying Dutchman – Eine schreckliche Schönheit!

Carsten